Die Geschichte der Kuranstalt von Lappeenranta
Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden in Finnland immer mehr Kurorte. Man glaubte, dass Heilwasser gegen viele Beschwerden wirksam sei – und neben dem Trinken wurde das Baden zunehmend beliebt. Im Jahr 1870 wurde in Lappeenranta eine Kuranstalt gegründet, nachdem man am Ufer der Stadtbucht zwei klare Quellen entdeckt hatte. Rund um die Quellen entstand die Gesellschaft Lappeenrannan Kylpylaitos (Kuranstalt Lappeenranta).
Von Beginn an war die Kuranstalt ein beliebter Sommerkurbetrieb für die russische Aristokratie. Ein kaiserlicher Besuch im Jahr 1885 brachte der Stadt und dem Kurhaus zusätzliche Bekanntheit. Dank der neuen Eisenbahnverbindung konnten Kurgäste nun bequem mit dem Zug anreisen. Neben klassischer Trinkkur wurden auch medizinische Bäder, Dampfbehandlungen, Nadelbäder und Massagen angeboten. Gegen Ende des Jahrhunderts kamen zudem Schlammbäder ins Programm.
Im Jahr 1912 wurde ein neues Kurgebäude nach den Plänen von Gustaf Strengell fertiggestellt. Damals umfasste das Angebot unter anderem Vollbäder, elektrische und aromatische Bäder, Güsse, Wickel sowie ein Terpentin-Dampfbad. Die Gäste wurden kulinarisch versorgt und das benachbarte Kasino bot musikalische und kulturelle Unterhaltung.
Mit der Zeit geriet der Kurbetrieb jedoch in finanzielle Schwierigkeiten. Der Erste Weltkrieg und die finnische Unabhängigkeit führten zum Rückgang russischer Gäste. 1917 ging das Kurhaus schließlich in den Besitz der Stadt Lappeenranta über. Während des Krieges diente es als Evakuierungszentrum für gefallene Soldaten – rund 1.400 Gefallene wurden hier für ihre letzte Reise vorbereitet.
Nach dem Krieg begann eine neue Blütezeit. Die Zielgruppe wechselte von russischen Sommergästen hin zu Menschen, die gezielt nach medizinischer Behandlung suchten. In den 1970er Jahren begann der ganzjährige Betrieb, und in den 1980ern fanden zunehmend Kriegsveteranen den Weg ins Kurhaus. Trotz der bewegten Geschichte wurde beim Umbau des Kurbetriebs großen Wert darauf gelegt, den historischen Charakter der Anlage zu bewahren.